Die Zoom-Fatique
Was steckt hinter der Bezeichnung?
Namensgeber für dieses Beschwerdebild, ist der Anbieter "Zoom". Fatique bedeutet Müdigkeit, Erschöpfung oder Ermüdung. Man könnte diesem neuen Beschwerdebild aber besser die Bezeichung Videokonferenz-Erschöpfung oder Concentration-Fatique geben. Gemeint ist damit eine Konzentrations-Erschöpfung durch Videokonferenzen.
Die Auslöser von Zoom-Fatique
Zuerst sollte gesagt werden, dass eine Zoom-Fatique nicht von 8 Stunden PC-Arbeit kommt, denn das ist mittlerweile Alltag vieler Menschen geworden.
Die Zoom-Fatique steht im Zusammenhang mit Videokonferenzen und den Schwierigkeiten und Anforderungen
die sie mit sich bringen.
Viele und lange Videokonferenzen können Müdigkeit/Erschöpfung auslösen und die psychsiche und physische Gesundheit beeinträchtigen.
Die Auslöser dafür können auf unterschiedlichen Ebenen zu finden sein. Genauer kann man sagen, dass die Auslöser auf körperlicher, psychischer, visueller und geistiger Ebene einzuordnen sind.
Die körperliche Ebene
Auf körperlicher Ebene steht sicherlich mit der Bewegungsmangel im Vordergrund. Wir sitzen über lange Zeit still. Das hat Auswirkungen auf den ganzen Körper. Die Belastung der Hals- und Lendenwirbelsäule und den Bandscheiben, sowie die angespannte Muskulatur des Nackens und der Schultern werden sicherlich viele bemerken. Durch die sitzende Haltung kann zudem auch die Blutversorgung in den Beinen eingeschränkt werden.
Durch einen angestrengten Blick auf den Bildschirm, ist auch die Gesichtsmuskulatur ständig gefordert.
Über die Zeit besteht somit eine Schwächung unserer körperlichen Fitness. Die Muskulatur schwindet und im ungüstigsten Fall setzen wir auch noch Kilos an, weil wir die tägliche Bewegung, die es vorher im Arbeitsalltag gab, weggefallen ist.
Die psychische Ebene
Die Notwendigkeit zum Austausch über Video-Calls ist sicherlich hilfreich und sinnvoll. Es kann aber keine Kommunikation untereinander mit dem direkten Gegenüber ersetzen. Es ist fast nicht möglich unseren Gesprächspartner so einzuschätzen, als würde man sich gegenüber stehen oder sitzen.
Alles was während eines Gespräches, außer dem Reden, noch passiert ist nicht greifbar - die Körperhaltung des Gegenüber, die Gestik, der Gesichtsausdruck, die Stimmung. Das alles fällt beim Videocall weitesgehend weg - die nonverbale Kommunikation fehlt und das Gehirn sucht aber danach, kann sie aber nicht finden. Normalerweise sendet jeder Teilnehmer während eines Meetings solche Signale, die vom Gehirn auch mit peripherer Sicht erfasst werden. Dieses fehlt beim Video-Call. Die Suche des Gehirns bleibt damit ergebnislos.
Und auch der kurze Austausch beim Small-Talk in der Kaffee-Küche oder beim Flurfunk geht verloren. Der zwischenmenschliche Kontakt geht verloren, weil jeder alleine in seinen privaten Räumlichkeiten sitzt. Dies kann besonders für Singels eine erhebliche Belastung sein, wenn die sozialen Kontakt zu Kollegen fehlen.
Die gesamten psychischen Auswirkungen werden hier sicherlich erst nach und nach sichtbar werden. Sie sind aber jetzt schon da und können zu einer Überlastung führen.
Die visuelle Ebene
Unsere Augen sind als Sinnesorgan bei der Bildschirmarbeit am stärksten gefordert. Da bei einer Videokonferenz viele Dinge gleichzeitig ablaufen - die Augen müssen die ganze Zeit dafür sorgen, dass alles "im Blick" ist.
Sie erfassen, wer gerade spricht, beobachten die anderen Teilnehmer, evtl. muss ein Zweitbildschirm oder das Handy im Blick behalten werden oder ein Chatverlauf kommt noch dazu.
Am fordernsten ist für die Augen jedoch, starr den Blick auf dem Bildschirm zu halten.
Hinzu kommen noch Aspekte wie eine schlechte Bildqualität oder Lichtverhältnisse, die z.T. auch durch mangelnde Internetverbindungen zurückzuführen sind.
Diese ganzen Aufgaben und die Verarbeitung von Lichtverhältnissen, Bildqualität, Informationsspeicherung und Weiterleitung von visuellen Informationen, können Auswirkungen haben, wie Kopfschmerzen, Augenbrennen oder Augenflimmern.
Die geistige Ebene
Video-Calls sind Multitasting-Aufgaben. Unsere Aufmerksamkeit und Konzentration werden die ganze Zeit stark gefordert.
Plötzlich nachlassende Tonqualität und Bildqualtät fordern auf einmal die Aufmerksamtkeit, wir werden aufgefordert uns sofort mit der Technik beschäftigen zu müssen und abzuwägen, ob das anfänglich kleine Problem größer wird und woran es liegen könnte. Für nicht so Technik-Begeisterte Menschen, kann so eine Situation jedesmal Stress bedeuten.
Durch die mangelnde Bewegung wird unser Gehirn mit weniger Sauerstoff versorgt, das gilt besonders bei mehrstündigen Video-Calls.
Im Vergleich zu "normaler" Bildschirmarbeit, die wir seit vielen Jahre gewohnt sind, kommt bei Video-Calls hinzu, dass unser Gehirn eine Menge Informationen sortierten, priorisieren und abspeichern muss.
Parallel kommen vielleicht noch emails an, das Handy zeigt eingehende Anrufe an, andere Teilnehmer tauschen Informationen im Chat aus und wir müssen uns aber auch auf das Gespräch und den momentanen Redner konzentrieren und vielleicht auch noch Notizen machen. Und dabei haben wir auch noch alle Gesichter der Video-Call-Teilnehmer als kleiner Bilder auf einem Bildschirm im Blick und unser Gehirn ist ständig auf der Suche nach jeder noch so kleinen Interaktion.
Was kann zusammenfassend gesagt werden
Der Arbeitsalltag vieler Menschen hat sich in den letzen Monaten verändert. Wir haben weniger persönlichen Austausch und Kontakt, dafür mehr virtuelle Kontakte. Die Video-Calls werden uns sicherlich weiterhin erhalten bleiben und zum festen Bestandteil gehören, der den Arbeitsalltag fest integriert ist.
Umso wichtiger wird es für jeden sein, die Risiken und Nebenwirkungen der Video-Calls zu kennen und einer Zoom-Fatique oder Video-Konferenzerschöpfung entgegen zu wirken.
In meinem nächsten Blog gebe ich Ihnen kleine Tipps und Tricks, wie für Entlastung vor, während und nach Video-Calls sorgen können.